Die automatische Gangschaltung in Europa

 

 

    Die automatische Gangschaltung ist je nach Land verschieden weit verbreitet. In den USA, wo mehr als 90% der zugelassenen Wagen einer Automatik ausgesttatet sind, ist die Frage klar : Kauft man ein Auto, ist es automatisch. In Europa muß man sie verlangen, da man sie Ihnen nur selten anbietet. Das hängt jedock auch vom Land ab : Die am meisten "automatisierten" Länder Europas sind die Schweiz (20%), Schweden und Norwegen (14%) und Großbritannien (10%). Die Südeuropäer sind ihrem geheiligten Schaltknüppel enger verbunden. Man muß ergänzen, daß man dort mit einer automatischen Gangschaltung etwas verpöhlt ist (was auch Aufkleber am Heck mancher Autos zum Ausdruck bringen) : "Aber warum hast Du bloß ein Behinderten-Auto gekauft ?"

 

    Die Tendenz zur Automatik wächst heutzutage jedoch : Wenn 1995 nur 2,5% der Autos in Frankreich automatisch waren, sind es heute schon 4%. Man muß dazu sagen, daß die Automatiken in den letzten Jahren sehr verbessert wurden. Der Fahrer hat heute die Wahl zwischen einfachen, autoadaptiven, tiptronischen oder sequentiellen Gangschaltungen. Hat er einmal an der Automatik Geschmack bekommen, hat er es im Allgemeinen nicht mehr nötig, Aufmerksamkeit und den rechten Arm an einen Schalthebel zu verschwenden. Für diejenigen jedoch, die noch Spaß am Schalten  haben, hat Porsche vor einigen Jahren das System Tiptronic erfunden, das dem Fahrer die Wahl ermöglicht zwischen der integralen Automatik und dem manuellen Schalten mittels kleiner Knöpfe auf dem Lenkrad oder eben dem Schaltknüppel. Dadurch hat der Fahrer immer den Eindruck, Meister seines Wagens zu bleiben. Alfa Romeo, das diese Option beim 156 anbietet, ist ein gutes Erfolgsbeispiel : Heute sind 55% der 156, die weltweit verkauft werden, mit dieser "Selespeed" genannten Technik ausgerüstet. Immer mehr Hersteller bieten die Tiptronic an : Porsche, Audi, BMW, Mercedes, Volkswagen, Alfa Romeo, Ferrari, Peugeot, Volvo, Nissan...

 

    Das Ablassen des Fahrers von seinem Schaltknüppel hat aber nicht nur technische Gründe. Denn selbst eine einfache Automatik besitzt viele Vorteile, da sie dem aktuellen Verkehrsaufkommen, Fahrstil und Lebensstil angepasst ist. So erhöht die automatische Gangschaltung den Komfort eines Autos, erleichtert aber auch das Fahren. Sie mindert den Stress des Fahrers besonders im Stadtverkehr und bei Staus : Man braucht nicht mehr jedes Mul ein und auskuppeln, wenn man ein paar Meter vorfährt und auch der rechte Arm hat seine Ruhe. Durch dies alles kann man sich besser auf seine Umwelt konzentreren ; die Sicherheit ist somit erhöht.

 

    Dennoch, trotz vieler Vorteile, hat die automatische Gangschaltung den Durchbruch in Europa noch nicht geschafft. Das größte Problem ist wahrscheinlich der schechte Ruf, den sie mit sich bringt : Ihr Fahrer gilt als fahrunfähig, faul und schläfrig, sein Auto verbraucht viel und kommt nicht vom Fleck. Aber diese Bemerkungen hört man am häufigsten von den Leuten, die noch nie die Möglichkeit hatten, einen Automatikwagen auszuprobieren. Das Fahren eines solchen Autos ist kein Zeichen von Faulheit und noch weniger von Fahrunfähigkeit, sondern vielmehr vom Willen, sich das Leben zu erleichtern. Es ist kein Zufall, wenn die große Mehrheit der Marken von Luxuswagen sie serienmäßig anbietet (Rols-Royce, Bentley, Cadillac, Mercedes S-Klasse, BMW 7er-Serie). Sie steuert viel zu einem angenehmen Fahrgefühl bei. Was einen erhöhten Verbrauch und eine geringere Leistung angeht, so ist dies heute praktisch nicht mehr der Fall. Denn einige Autos verbrauchen weniger als Automatik-Ausführungen (Mercedes C-Klasse, zum Beispiel) und die Leistung nähert sich und mehr denen der Autos mit manuellen Gangschaltungen an.

 

    Warum also eine solche Mißachtung ? Sicherlich wegen ihrer geringen Bekanntheit bei den meisten Leuten, aber auch vielleicht wegen ihrer Mehrkosten, selbst wenn diese immer geringer werden.